Jahrestagung der Thüringer Nervenärzte 2017
Zum 92. Mal lud vom 17.-18.März 2017 die Thüringer Gesellschaft für Psychiatrie, Neurologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie (TGPNK) zu ihrer Jahrestagung ein. Diese fand im Coelicum des Erfurter Doms statt, einem besonderen Ort im Lutherjahr. Am 03. April 1507 wurde Martin Luther dort in der Kiliani Kapelle zum Priester geweiht.
Mit „Sprache-Sprechen-Kommunikation“ wurde ein Thema gewählt, welches unsere nervenärztlichen Gebiete interdisziplinär verbindet und Anregung sein sollte, über die eigene fachliche Grenze hinauszublicken, sich mit neuen Erkenntnissen auseinanderzusetzen und besonders junge Kollegen für unsere Arbeitsbereiche zu interessieren. Mehr als 130 Ärzte und Psychologen waren der Einladung gefolgt.
Traditionell wurde in den ersten Veranstaltungstag mit den Facharztcurricula Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie gestartet. In den sich anschließenden Hauptvorträgen referierten Prof. Dr.med. Gustav Pfeiffer (Eisenach) und Prof. Dr.med. Hermann Ackermann (Bad Urach) zur Beziehung zwischen Aphasie und Kognition sowie zu nicht-aphasischen neurologischen Kommunikationsstörungen. Aus neurolinguistischer Sicht beleuchtete Prof. Dr. Michael Schecker (Freiburg) Aspekte der Sprachverarbeitung bei Schizophrenie. Sehr praxisnah wurde von Dr.phil. Marc Ligges (Jena) die Problematik des selektiven Mutismus im Kindesalter beschrieben. Mit der Förderung der Kommunikation in Familien mit psychisch Kranken setzte sich Prof. Dr. Albert Lenz (Paderborn) auseinander. Prof. jur. Adrian Schmidt-Recla (Jena) erhellte die Verständigungsschwierigkeiten, die Mediziner und Juristen im Gutachtenkontext haben können.
Am nächsten Tag wurden nach interdisziplinärer Darstellung der Neuigkeiten aus der Pharmakotherapie (Prof. Dr.med. Philip Heiser, Nordhausen; Dr.med. Björn Wito Walther, Suhl; Prof. Dr.med. Ralf Schlösser, Erfurt) mit Spannung die Nachwuchswissenschaftler erwartet. Acht Assistenzärzte aus sechs Thüringer Kliniken hatten sich mit verschiedensten Themen (von Autoimmunencephalitiden über REM-Schlafverhaltensstörung bis Depression) auseinandergesetzt. Nach Wahl durch die Tagungsteilnehmer sollte, wie in jedem Jahr, für den besten Vortrag der Theodor-Ziehen-Preis verliehen werden, welcher nach dem in Jena von 1886 bis 1900 wirkenden Nervenarzt benannt wurde. Maria Widder aus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Katholischen Krankenhauses „St. Johann Nepomuk“ Erfurt (Das „Pippi-Langstrumpf-Syndrom“-eine Kasuistik) und Cordrut Zlota aus der Klinik für Neurologie des SRH Zentralklinikums Suhl GmbH („Ich schalt denn mal kurz ab…“. Transiente globale Amnesie – ein rätselhaftes Phänomen) überzeugten die Zuhörer gleichermaßen. Aufgrund Punktgleichheit wurde der mit 500 € dotierte Preis geteilt.
Nachwuchsförderung und Integration von Kollegen mit Migrationshintergrund sind Projekte, der sich die TGPNK stellen muss und annimmt. So gab es neben dem wissenschaftlichen Programm erneut Gelegenheit, sich beim Stammtisch „Ärzte aus aller Welt in Thüringen“ kennenzulernen und spezifische Probleme zu erörtern, die im Klinikalltag und im Hinblick auf Sprach- und Anpassungsprüfungen auftreten. Ein belebender, philosophisch-schauspielerischer Abend mit den „SinnErfindern“ Markus Melchers & Enno Kalisch schloss sich an.
Der Vorstand der TGPNK bedankt sich bei den Organisatoren und wissenschaftlichen Leitern der Tagung Dr.med. Stefan Dammers (Katholisches Krankenhaus Erfurt), Dr.med. Vivien Homberg (Zentralklinik Bad Berka) und Dipl.-Med. Susanne Meng-Bartels (Praxis Erfurt) und blickt schon jetzt voller Erwartung auf 2018.
Dipl.-Med. Annekathrin Faour
Vorsitzende des Vorstandes der TGPNK